In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts emanzipierte sich an der Universität Leipzig die Naturwissenschaft Chemie von der Medizin, in deren Schoße sie von Anton Ridiger und Christian Gotthold Eschenbach entwickelt worden war. Otto Linné Erdmann war hier seit 1835 der erste Ordinarius für Technische Chemie an der Philosophischen Fakultät, und energisch beförderte er diese Eigenständigkeit durch nachhaltig wirkende wissenschaftliche Leistungen und als Wissenschaftsorganisator, zum Beispiel mit dem Bau des neuen chemischen Laboratoriums „Fridericianum“ und als viermal gewählter Rektor.
Erdmann korrespondierte mit den bedeutenden Chemikern seiner Zeit. Mit Justus von Liebig, dem er erstmals 1836 in Gießen begegnet war, unterhielt Erdmann über 30 Jahre hinweg einen kollegial-freundschaftlichen Austausch von Gedanken und Informationen.
Die Erdmannschen Briefe an Liebig in München, die den Zeitraum von 1853 bis 1867 umfassen, stehen im Mittelpunkt dieser Monographie. Es geht dabei um vielfältige Themen, die vom fachlich Chemischen, wie der Erörterung von Atomgewichtsbestimmungen, der Erdmannschen Schwimmer-Bürette und dem Erdmannschen Gasprüfer, über Probleme der Agrikulturchemie und der Aufklärung von Kriminalfällen, der städtischen Abfallbeseitigung bis hin zu universitären Angelegenheiten und privaten Belangen der beiden großen Chemiker reichen. Damit wird ein facettenreiches Bild jener Zeit gezeichnet, das durch Briefinhalte von Justus von Liebig, Robert Bunsen und Carl Friedrich Mohr komplettiert wird. Die Originalbriefe sind als Faksimiles und in der Transkription wiedergegeben.
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