Mit Bürgersinn und Handlungswille ist es den Einwohnern von Neustadt an der Orla im „langen 19. Jahrhundert“ gelungen, sowohl die kleine Kreisstadt – seit 1850 Sitz der Direktion des V. Verwaltungsbezirks im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach – als auch das eigene Leben umzugestalten. Zu den großen Herausforderungen auf dem Weg in die Moderne in Deutschland zählten die Industrialisierung, das enorme Bevölkerungswachstum und die damit verbundenen sozialen Spannungen, aber auch die Bestrebungen zur Gründung eines Nationalstaats und neue Formen politischer Partizipation, insbesondere des Wahlrechts. Diese Phänomene und die Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft im Zusammenhang weiterer Modernisierungstendenzen prägten auch das Leben in Städten wie Neustadt an der Orla. Die Beiträge des Bandes beschäftigen sich mit dem bis heute legendären Bürgermeister Louis Wimmler als dem wichtigsten Vertreter einer modernen Kommunalverwaltung in Neustadt an der Orla (Ronny Schwalbe), mit den Bemühungen der Neustädter Sparkasse um eine wirksame Armenfürsorge (Werner Greiling), mit der Elektrifizierung der Stadt (Felix Schöpke), mit der Freimaurerloge „Johannes im Orlagau“ als Beispiel bürgerlicher Selbstorganisation (Christine Müller), mit dem Neustädter Volksbad, das neue Standards für Hygiene und Volksgesundheit setzte (Hartmut Carlsohn), und mit der Geschichte und bildlichen Darstellung zweier stadtbildprägender Gebäude (Werner Greiling). Ergänzt werden diese Aufsätze durch die bereits 1899 erschienene Abhandlung „Der Neustädter Kreis in den letzten 100 Jahren“, die sehr wahrscheinlich der Feder von Harry Wünscher (1864–1905) entstammt. Die Beiträge werfen Schlaglichter auf eine mit Bürgersinn und Handlungswille vorangetriebene Modernisierung, deren Wirkungen bis in die Gegenwart reichen.
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Mit Bürgersinn und Handlungswille ist es den Einwohnern von Neustadt an der Orla im „langen 19. Jahrhundert“ gelungen, sowohl die kleine Kreisstadt – seit 1850 Sitz der Direktion des V.
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